Rede des 1. Vorsitzenden Christoph Napp-Saarbourg

„Sehr geehrter Herr Bürgermeister
Meine sehr verehrten Damen und Herren
Liebe Heimat-Freunde
Liebe heimatverbundenen Neusser,

Wir kommen heute zusammen, um gemeinsam das restaurierte Epanchoir offiziell einzuweihen. Im Grunde geschieht das  – 208 Jahre nach der offiziellen Grundsteinlegung  am 3. August 1809 – im Jahre 2017 zum zweiten Mal.

Als Vorsitzender des Fördervereins „Freunde & Förderer des Historischen Nordkanals in Neuss“ ist es mir eine besondere Freude den Anlaß wahrnehmen zu dürfen und ein paar wenige Sätze an Sie richten.

Den Grüßen unseres Bürgermeisters schließe ich mich uneingeschränkt und ganz herzlich an.

Besonders begrüße ich diejenigen, die Gelder, Zeit und ihr Können gespendet haben, um dieses technische Meisterwerk wiederherzustellen.

Historie

Gestatten Sie mir, mit ein paar Worten zur Historie zu diesem Anlass einzuführen.

Vor über 200 Jahren am 03. August 1809 feierte man in Neuss die Fertigstellung des Wasserkreuzungsbauwerks –„Epanchoir“ – als besonders wichtiges Teilstück der von Napoleon geplanten, aber nicht vollendeten europa-strategischen Schifffahrtsverbindung zwischen Rhein, Maas und Schelde, den „Grand-Canal-du-Nord“ unseren Nordkanal.

1804 hatte Napoleon seinen Chefingenieur Aimable Hageau beauftragt, diese über 160 Kilometer lange und 22 Meter breite Verbindung zu planen und die Arbeiten mit großer Intensität voranzutreiben und zu beaufsichtigen. Die Eingliederung der Niederlande in das französische Reich 1810 bedeutete konsequenterweise das Ende des Nordkanal-Baus. Zwar wurde der Kanal rund 20 Jahre später mit einem deutlich verkleinerten Querschnitt für ein knappes Viertel Jahrhundert als Wasserstraße vor allem zum Kohlentransport genutzt, danach geriet das Epanchoir jedoch mehr und mehr in Vergessenheit.

So blieb dieses technische Meisterwerk französischer Ingenieurkunst lange der breiten Öffentlichkeit verborgen.

Geschichtsbewusste Bürger haben gerne Historie und Funktionsweise in Erinnerung gebracht.

Das Epanchoir sollte mit seiner Steuerungsfunktion zum einen für den Schiffsbetrieb einen gleichhohen Wasserstand im Nordkanal bis weit hinter Schiefbahn und zum anderen die gleichzeitig ununterbrochene Wasserenergie für die bedeutenden Neusser Wassermühlen sicherstellen. Von vielen, vor allem älteren Neussern, wurde das Bauwerk, dass in großen Teilen erhalten geblieben war, dagegen weniger als ein technisches Meisterwerk wahrgenommen.

Eher kannten sie den Ort als Paschewall, wie man ihn vereinfacht nannte, um das schwer auszusprechende französische Wort Epanchoir zu umgehen, und die zuweilen amüsanten Geschichten von einer Art Badeanstalt, die in 1930 er Jahre betrieben wurde.

Dennoch – Über 200 Jahre lag das Bauwerk mehr oder weniger im „Dornröschen-Schlaf“. Ein Schreiben von Otto Saarbourg gab 2005 den Impuls und veranlasste die Vereinigung der Heimatfreunde Neuss e.V diese Wasserkreuzung als ein technisch-historisches Denkmal von europäischer Bedeutung, als „einen wahren Schatz“ in Neuss zu heben.

Seit vielen, vielen Jahren ist es den Heimatfreunden ein inneres Bedürfnis immer wieder bedeutende Objekte nachhaltig in das Bewusstsein der Bürger unserer Stadt zu rücken. Mit dieser Idee erreichten sie 2006 die Zustimmung des Neusser Bürgermeisters. Dieser beauftragte die Tiefbauverwaltung der Stadt, einen Realisierungsplan zu erarbeiten.

Am 3. August 2009 ergriffen die Heimatfreunde erneut die Initiative und erinnerten in einer Feierstunde an dieses wichtige geschichtliche Dokument für Stadt und Landschaft Neuss. Der Rat der Stadt fasste 2011 den Grundsatzbeschluss, das Denkmal vorbehaltlich der Finanzierung zu restaurieren. Um die Restaurierung und eine erläuternde Präsentation auf den Weg zu bringen, gründete man aus den Reihen der Heimatfreunde 2012 den „Verein der Freunde und Förderer des historischen Nordkanals in Neuss e.V.

Mit der Gründung des Fördervereins konnte das ehrgeizige Projekt: „Wir heben einen Schatz“ starten. Aus einer vagen Idee konnte nun Wirklichkeit werden. Der Stadtrat folgte zudem der Idee und stellte die notwendigen finanziellen Mittel sicher. Der Förderverein bemühte sich im Gegenzug um Spender und Sponsoren, um die finanzielle Belastung zu senken. Bemerkenswert, alle angesprochenen potentiellen Förderer ließen sich von dem Vorhaben begeistern und waren bereit sich ihrerseits einzubringen.

So konnte im Oktober 2014 der erste Spatenstich erfolgen. Schließlich, im August 2016, waren die eigentlichen denkmalpflegerischen Arbeiten mit der Flutung des Beckens abgeschlossen.

Die Restaurierung hat nahezu fünf Jahre gedauert. Die reine Bauzeit nahm dagegen deutlich weniger Zeit in Anspruch. In dieser Zeit wurde so manche nicht kalkulierbare Unwägbarkeit bewältigt. Ob es die Verlegung eines Hauptversorgungsrohres oder der ungeplante Einbruch von Wasser war, gemeinsam mit allen Beteiligten gelang es, diese zusätzlichen Aufgaben zum guten Ende voran zu bringen.

Wer selbst schon einmal mit der Restaurierung eines Denkmal-geschützen Objektes zu tun hatte, weiß um dieses Gefühl, eine lang verschlossene Pandora geöffnet zu haben. Der Denkmalschutz, so wie wir ihn heute kennen und erleben, trägt unbeirrbar dazu bei, dass Historie auch in der Zukunft als solche möglichst optimal – die Vergangenheit abbildend- erlebbar bleibt.

In Abstimmung mit den Behörden wurde ein aufwendiges Restaurierungskonzept entwickelt, bei dem die Rekonstruktion der Böschungskegel durch mehr als 150 eigens zugeschnittene Basaltsteine vielleicht der spektakulärste Teil der Maßnahme war. Heute zeigt sich das Bauwerk in seiner historischen Breite von 22 mal 45 Metern und gilt als größtes technisches Bodendenkmal am Niederrhein

Stadtplanung und Stadtbildpflege

Mit diesen Ausmaßen kann man dem Epanchoir ohne Zweifel einen stadtbildprägenden Charakter zu sprechen.

Nachdem Mitte des 19. ten Jhr. zur Schaffung von Baugrundstücken der Nordkanal weitgehend zugeworfen und eingeebnet wurde, blieb völlig isoliert und aus dem Grundzusammenhang herausgelöst das Kreuzungsbauwerk übrig.

Im Sinne einer Umkehr von den damaligen Überlegungen hatten bereits die St. Augustinus Kliniken die Neugestaltung ihres Hauses inklusive des Vorplatzes, insbesondre durch ein Zitat des Nordkanals entlang der Trassenführung, umgesetzt und damit ein hervorragendes Beispiel für eine positive Stadtbildpflege gegeben. Mit dieser Vorgabe geht nun das wieder freigelegte Wasserkreuz eine sinnvolle Symbiose zur Aufwertung eines ganzen Stadtteils ein.

Tourismus

Der heutige Nordkanal verbindet nicht nur Neuss, Kaarst, Willich und Viersen miteinander, sondern den Niederrhein mit der niederländischen Grenzregion. Am Nordkanal entlang verläuft die Fietsallee, ein Radweg, der sich sowohl bei Niederländern wie bei Deutschen großer Beliebtheit erfreut. Ich bin mir sicher, dass das Epanchoir schon bald zu einem markanten Treff- und Haltepunkt nicht nur für historisch-technisch Interessierte Fahrradtouristen wird.

Für Besucher und Spaziergänger, sowie für Neusser Bürgerinnen und Bürger – ob jung oder alt, ist ein Ort mit hoher Aufenthaltsqualität geschaffen worden.

Bei den Mitgliedern des Fördervereins war von Beginn an die Motivation spürbar vorhanden, neben der Restaurierung, eine Aufmerksamkeit fördernde Präsentation zu realisieren.

Drei wesentlichen Komponenten sind zu diesem Zwecke auf dem Gelände um das Bauwerk errichtet worden.

Der Info-Portikus

Mit dem Info-Portikus, der an diesem Tage ebenfalls übergeben wird, erläutert anschaulich die Funktion des technischen Bauwerks und erzählt die Geschichte dieses außergewöhnlichen napoleonischen Bauvorhabens im Rheinland.

Dabei behandeln die vier Seiten die Themen:

  • „Wir heben einen Schatz“ auf der Nordseite
  • „Ein technisches Meisterwerk“ auf der Ostseite
  • „Grand Canal du Nord“ auf der Westseite
  • Und Südseite (Napoleon in Neuss“) auf der Südseite

Die beiden Stelen

  • Grand Canal du Nord
  • Napoleon 1809

Die sicherlich für das ein oder andere Foto das Motiv geben werden. Die Agentur Blue Moon und die Firma Werbetechnik Grein zeichnen für die gelungene Umsetzung der Ideen des Fördervereins an dieser Stelle verantwortlich.

Das  Modell

An dem spielerisch die historische Ingenieurbaukunst, nachvollzogen werden kann und an dem nicht nur Kinder ihre Freude haben sollen.

Dieses wollen wir gleich symbolisch für das ganze Projekt feierlich enthüllen. Es ist ein wunderbares Beispiel für das Hand in Hand arbeiten von Fachleuten aus unterschiedlichen Gewerken, die sich gemeinsam einer Aufgabe außerhalb der täglichen Routine gestellt haben. Nach Zeichnungen der Firma Schüßler Plan wurde das Miniatur-Epanchoir in den Lehrwerkstätten der Stadtwerke Neuss geschweißt, nachdem die Thematik der Wasserzufuhr ausgiebig von den Auszubildenden ausgetestet worden ist.

Dank


Der Dank des Fördervereins gilt den vielen Partnern ohne deren Engagement die Umsetzung dieses ehrgeizigen Vorhabens nicht möglich gewesen wäre. Mal mit finanziellen Mitteln, mal mit technischem Know How, mal mit dem richtigen Kontakt. Ob im Kreis oder im Land, wo wir vorsprachen, erkannte man das Potential unserer Idee und stand uns vielfältig bei. Dafür unseren ausdrücklichen Dank

Dank gebührt den potentiellen Förderern und Spendern, die sich von dem Vorhaben des Fördervereins begeistern ließen und dieses mit großzügigen Zuwendungen unterstützt haben. Ohne diese Unterstützung der Stiftungen und der Neusser Wirtschaft hätte sich das anspruchsvolle Projekt nicht realisieren lassen.

Diesen Dank rufe ich sehr, sehr gerne den Vertretern der/des

  • Deutschen Stiftung Denkmalschutz
  • Nordrhein-Westfalen Stiftung
  • Landschaftsverband Rheinland
  • Sparkassen-Kultur-Stiftung

zu. Wir danken den zahlreichen Neusser Firmen, die mit ihrer Spende und ihren Sachleistungen dazu beigetragen haben, dass wir heute die Wiedereinweihung des Denkmals begehen können:

  • Neuss Düsseldorfer Häfen
  • Rheinland Versicherungsgruppe
  • Sparkasse Neuss
  • Volksbank Düsseldorf – Neuss

Wir danken der renommierten Firma Schorn in Köln Geschäftsführerin Frau Monnerjahn und Steinmetzmeister Müller und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stellvertretend für allen weiteren beteiligten Firmen für die Durchführung der Arbeiten.

Ein ganz herzlicher Dank gilt dem direkten Nachbarn, den St. Augustinus Kliniken – Herrn Paul Neuhäuser und seinen Mitarbeitern.

für die große Bereitschaft uns zur Seite zu stehen. Die vielfältige Unterstützung, die gerade zu Beginn Grundlage für die weitere Entwicklung, für künftige Projekte am Epanchoir und Nordkanal waren. Das gute einvernehmliche nachbarschaftliche Verhältnis darf ich an dieser Stelle besonders herausstellen.

Wir danken den Stadtwerken Neuss, Herrn Stefan Lommetz und Herrn Ekkard Boden. Ohne Sie wäre die Realisierung nicht möglich gewesen, lief doch das Projektmanagement, liefen doch hier die Fäden zusammen. Gemeinsam mit dem Team um Herrn Eckers, zu Beginn Herrn Körschenhausen und später Herrn Liebreich vom Tiefbaumanagements wurden die fachlichen Aufgaben bestens bewältigt und konnte der Förderverein die notwendigen Anträge formgerecht stellen.

Besonders danke ich, für sein ganz persönliches und nachhaltiges Engagement, Herrn Klaus Karl Kaster, meinem stellvertretenden Vorsitzenden, der das Projekt immer wieder vigilant vortrug und so mit spürbarer Begeisterung vorangetrieben hat. Die Bewahrung und Pflege des Andenkens bedeutsamer historischer Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst und diese in das Bewusstsein nachfolgenden Generationen zu rücken, ist eine kulturelle Aufgabe. Dieser sind wir in Neuss in vorbildlicher Weise nachgekommen.

So freut sich der Förderverein, dass der kostbare Schatz – das Epanchoir – nun wieder in seiner ursprünglichen Form sichtbar werden konnte und in zeitgemäßer und öffentlichkeitswirksamer Darstellung den Bürgern und Besuchern der Stadt übergeben werden kann.

Ein Förderverein kann nur fördern.

Gestatten Sie mir daher zum Schluss der Stadt Dank zu sagen: für das Wohlwollen und den verständnisvollen Umgang mit den immer wieder neuen Ideen der Vertreter des Fördervereines. Es ist mir ein herzliches Anliegen diesem Dank symbolisch Nachdruck zu verleihen, mit der Übergabe einer Erinnerungsschrift, die mit der Agentur Blue Moon konzipiert wurde, an Herrn Bürgermeister Breuer.“